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So (un)wichtig ist deutschen Publishern der Klimawandel

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Freiheit, den Wohlstand und das Überleben der Menschheit. Daher sollte das Thema auch medial eine große Rolle einnehmen. Doch werden große deutsche Online-Publisher ihrer Verantwortung dabei gerecht und welchen Stellenwert nimmt der Klimawandel in der Berichterstattung ein?

Von Anfang Januar 2021 bis Ende März 2022 gab es bei den sechs von uns untersuchten Publishern 7895 Artikel, die sich direkt mit dem Klimawandel beschäftigt haben. Das entspricht durchschnittlich 18 Artikeln pro Tag und klingt erstmal nach viel. Betrachtet man allerdings die gesamte Anzahl neuer Artikel pro Tag (ca. 1100), so entsprechen 18 Artikel gerade mal einem Anteil von 1,63%.

Die Positionierung von Artikeln auf den Nachrichtenseiten spielt eine wichtige Rolle. Artikel die weit unten platziert werden, erhalten in der Regel weniger Aufmerksamkeit. Der Anteil an Artikeln mit Bezug zum Klimawandel liegt bei den obersten 10 Positionen auf den untersuchten Nachrichtenseiten bei durchschnittlich 2,96%. Der Klimawandel nimmt also bei den oberen Positionen der Nachrichtenseiten anteilig eine größere Rolle ein und wird dadurch von mehr Leser*Innen wahrgenommen.

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Der oberste Artikel, der Aufmacher, wird als die wichtigste Position angesehen. Dort werden die wichtigsten Artikel veröffentlicht und die meisten Leser*Innen erreicht. Leider ist dort der Anteil an Artikeln mit Bezug zum Klimawandel leicht geringer als im Rest der Top 10 Artikel. Beim Aufmacher beträgt der Anteil durchschnittlich 2,77%. Allerdings ist beim Aufmacher auch die Spannbreite zwischen den News-Seiten deutlich größer. Bei Zeit Online beispielsweise liegt der Anteil bei 4,62% und sowohl bei der FAZ, als auch beim Spiegel liegt der Anteil mit ca. 3,5% vergleichsweise hoch. Allerdings ist der Anteil insgesamt äußerst gering. Zum Vergleich:Die Corona-Pandemie war Thema in 27% der Aufmacher!

Berichterstattung im Jahresverlauf

Erfreulich ist, dass die Berichterstattung stetig zunimmt. In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 gab es durchschnittlich 9 Artikel pro Tag. Im gleichen Zeitraum ein Jahr später gab es immerhin durchschnittlich 14 Artikel bei den untersuchten Publishern. Besonders viele neue Artikel und Aufmacher gab es zur Klimakonferenz 2021 in Glasgow. Am 31.10.2021 startete die Klimakonferenz und die Berichterstattung zum Klimawandel nahm deutlich zu.

Auch der Klimaprotest von Fridays for Future, am Freitag vor der Bundestagswahl, lässt sich in den Daten wiederfinden. Am 24.09.2021 gab es weltweit Proteste für den Klimaschutz. Diese Proteste haben großes Medienecho erfahren und das Thema kurz vor dem Wahltag nochmal prominent in die Berichterstattung gebracht. Insgesamt 15 Aufmacher und 91 Artikel wurden an diesem Tag bei den sechs untersuchten Publishern veröffentlicht.

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Insgesamt ist die Berichterstattung zum Klimawandel eher gering. Insbesondere im Vergleich zu anderen Themen, wie der Corona-Pandemie, spielt das Klima eine untergeordnete Rolle bei den Publishern. Erfreulich ist, dass einige Publisher das Thema zukünftig stärker in den Fokus rücken möchten und eigene Abteilungen mit der Berichterstattung zum Klimawandel betreuen. Erste Erfolge daraus sind schon im Jahresanfang 2022 zu sehen. Auch die Verbindung aus Daten- und Klimajournalismus trägt Früchte. Die Dashboards beim Spiegel, bei Zeit online und auch der Süddeutschen Zeitung, gehen in die richtige Richtung und bringen die Problematik in das Bewusstsein der Leser*Innen. Wir werden die Berichterstattung weiter verfolgen und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen.

Methodik

Von Januar 2021 bis Ende März 2022 haben wir auf sechs von uns analysierten Nachrichtenseiten insgesamt rund 480.000 Artikel registriert. Die sechs analysierten Seiten sind Tagesschau.de als öffentlich-rechtlicher Publisher mit nationaler Bedeutung und BR24, ein erfolgreiches regionales Nachrichtenangebot des ÖRR. t-online.de ist als Vertreter des Boulevards dabei. Hinzu kommen Spiegel.de, Zeit.de und FAZ.de, die aufgrund ihres sozial-liberalen bzw. konservativen Rufs ausgewählt wurden und nationale Relevanz besitzen. In den Teaser-Texten und Überschriften der registrierten Artikel haben wir anschließend nach Stichworten wie Klimawandel und Fridays for Future gefiltert. Dies bildet die Datenbasis für diesen Report.

Über diesen Artikel

Geschrieben von Stefan Paulus

Publiziert am: 7/18/2022, 9:00:00 AM

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